Was besagt der Weight Pay Gap?
Ein Teil der strukturellen Gewichtsdiskriminierung finde auf dem Arbeitsmarkt statt, sagt Natalie Rosenke im Interview mit uns. Das belege der “Weight Pay Gap”, der besagt, dass Menschen die vom sogenannten Normalgewicht abweichen, schlechter entlohnt würden. Wir haben nach Belegen für den “Weight Pay Gap” gesucht und sind unter anderem auf folgende Studien gestoßen.
“Body Mass and Income: Gender and Occupational Differences”
In der Studie von Ping Li, Xiaozhou Chen und Qi Yao aus dem Jahr 2021 untersuchten die Autor*innen den Einfluss von Körperformen auf das Einkommen. Dafür griffen sie auf das Chinese General Social Survey (CGSS) für den Zeitraum von 2010 bis 2017 zurück.
Die Studie zeigt unterschiedliche Beobachtungen je nach Gender. Bei Frauen war die finanzielle Bestrafung von Übergewicht signifikant und wurde mit höherer Position verstärkt.
Während Einkommensunterschiede maßgeblich von der Beschäftigungsstruktur abhingen, ließen sich 29 Prozent des Einkommensunterschiedes zwischen übergewichtigen und normalgewichtigen Frauen der Bestrafung wegen Übergewichts zuordnen.
Bei Männern ließen sich 37 Prozent des Einkommensunterschiedes zwischen übergewichtigen und normalgewichtigen Männern durch das “weight premium” erklären. Hingegen könnten 11 Prozent des Einkommensunterschiedes zwischen untergewichtigen und normalgewichtigen Männern durch eine Bestrafung von Dünnheit erklärt werden.
Die Ergebnisse suggerieren, so die Autor*innen, dass der Effekt der Körperform auf das Einkommen auf zwei Bahnen verlaufe: die Körperform beeinflusse das Gesundheitskapital und die Sozialisation und dadurch das Einkommen.
Fat chance! Obesity and the transition from unemployment to employment
In einer 2013 veröffentlichte Studie untersuchten Marco Caliendo und Wang-Sheng Lee den Einfluss der Körperform auf die Jobchancen und das Gehalt von frisch arbeitslosen Personen in Deutschland. Dabei griffen sie auf Daten des IZA Evaluations-Panels zurück und verwendeten den BMI als Indikator für die Körperform.
Auch wenn die Stichprobe nicht repräsentativ für die gesamte deutsche Bevölkerung war, stellten die Autor*innen einen signifikanten Zusammenhang von BMI und Stundenlohn bei adipösen Frauen fest. Bei übergewichtigen Frauen und bei Männern war der Zusammenhang statistisch nicht signifikant.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Evidenz noch inkonsistent scheint. Einige Studien legen allerdings den Schluss nahe, dass sich ein hoher BMI negativ auf das Einkommen auswirkt. Anders als beim “Gender Pay Gap” lassen sich aber beim “Weight Pay Gap” derzeit keine konkrete Zahlen für Deutschland ausweisen. Auch die Ursachen eines “Gender Pay Gap” sind nicht ausreichend erforscht.
>>> Dir sind weitere Studien oder aktuelle Übersichtsarbeiten zum Thema “Weight Pay Gap” (insbesondere in Deutschland) bekannt? Melde dich gerne bei uns per Mail, um diesen Beitrag zu vervollständigen.