Glossar

Um unserem Anspruch an Inklusivität gerecht zu werden, wollen wir in diesem Glossar sozialmedizinische Begriffe sammeln, die regelmäßig in unserem Newsletter auftauchen.

Haben wir etwas wichtiges vergessen oder sind dir Fehler aufgefallen? Schreib uns.

Was ist das 1,5°C-Ziel?

Vertreter*innen von über 190 Nationen haben auf der UN-Klimakonferenz 2015 das sogenannte Pariser Abkommen beschlossen. In Artikel 2 ist eines der Hauptziele festgehalten: Der Anstieg der Erderwärmung durch den Treibhauseffekt soll unter 2 °C gegenüber dem vorindustriellen Niveau gehalten werden. Aber auch darüber hinaus sollen “Anstrengungen unternommen werden, um den Temperaturanstieg auf 1,5 °C über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen”. Dies würde Risiken und Auswirkungen der Klimaveränderungen erheblich verringern.

Auch das Bundesverfassungsgericht hat sich 2021 mit einem Urteil auf dieses völkerrechtliche Abkommen bezogen. Die Richter*innen haben festgestellt, dass bei einem ungehinderten fortschreiten des Klimawandels, drastische Eingriffe in die Freiheitsrechte notwendig würden. Aus dem ergebe sich die Pflicht, verantwortungsvoll mit dem verbleibenden CO2-Budget umzugehen.

Was ist Ableismus?

Ableismus ist eine Form von Diskriminierung. Abgeleitet vom englischen “able”, also “fähig”, steckt dahinter das Konzept, Menschen anhand ihrer Fähigkeiten und vor allem ihrer Leistungsfähigkeit zu bewerten. So entstehen ein Menschenbild, Verhaltensweisen und Strukturen, die Behinderte und andere Personen, denen zugeschrieben wird, weniger leistungsfähig zu sein, abwerten, diskriminieren und ausschließen.

Was heißt Armut eigentlich?

Es gibt nicht den einen Satz, mit dem Armut kurz, korrekt und präzise definiert werden kann, sondern Theorien und Betrachtungsweisen, die die Problematik unterschiedlich auffassen.

Ein enger Armutsbegriff beschreibt materielle Unterversorgung, also einen Zustand von Mangel und Defizit. Ganz eng gefasst kann beispielsweise die Einkommensarmut betrachtet werden, also wie ausgeprägt das Defizit gegenüber durchschnittlichen Einkommen ist.

Komplexe Begriffe von Armut werfen weitere Perspektiven auf: In welchen Lebenslagen sind Menschen sozial benachteiligt? Wie entstehen diese Lebenslagen? Armut wird als ein Prozess betrachtet, in den Menschen durch gesellschaftliche Umstände hineingeraten, aus dem sie aber auch wieder heraus gelangen können. Dadurch werden sowohl die Ressourcen von Menschen in den Fokus genommen als auch die Ausgrenzung (zum Beispiel aus Bildung oder Versorgungsstrukturen), die dazu führt, dass ein Mensch sich in einer defizitären Lebenslage befindet. In diesem komplexen Armutsverständnis werden deshalb auch Begriffe wie soziale Benachteiligung oder soziale Ausgrenzung verwendet.

Absolute Armut

Absolute Armut bezeichnet eine Lebenslage, in der ein Mensch seine Grundbedürfnisse nicht mehr decken kann. Mit dieser existenziellen Bedrohung widerspricht absolute Armut dem Grundrecht auf Leben. Die Weltbank hat die globale Armutsgrenze bei 1,90 US-Dollar pro Tag (umgerechnet in lokale Kaufkraft) festgelegt.

Laut Bericht der Weltbank ist der Anteil der von Armut betroffenen Menschen in den letzten Jahrzehnten stetig gesunken. Doch die Aussichten, dass das so weitergehen kann, seien schlecht: 2020 habe die globale Armutsbekämpfung einen Rückschlag erlitten und werde in Zukunft erschwert sein. Hauptgründe dafür seien die COVID-19-Pandemie, bewaffnete Konflikte und der Klimawandel.

Relative Armut

Relative Armut betrachtet unterschiedliche Abstufungen materieller Unterversorgung. In Deutschland wurde in den 1970er Jahren im Rahmen der Sozialindikatorenforschung erstmals ein differenziertes System eingesetzt. Die Forscher*innen haben Armut in drei Stufen unterteilt: Absolute Armut (Einkommen unterhalb der Sozialhilferegelsätze), strenge relative Armut (40 Prozent des durchschnittlichen Nettoeinkommens privater Haushalte), milde relative Armut (60 Prozent des durchschnittlichen Nettoeinkommens der privaten Haushalte).

Heute misst unter anderem das Statistische Bundesamt Armut in Deutschland. Auch dafür wird ein relativer Armutsbegriff herangezogen: die Armutsgefährdung. Sie besteht dann, wenn einem Haushalt weniger als 60 % des durchschnittlichen Nettoäquivalenzeinkommens zur Verfügung stehen.

Quellen:

  • Huster, E-U., Boeckh, J., Mogge-Grotjahn, H. 2018. Armut und soziale Ausgrenzung: Ein multidisziplinäres Forschungsfeld. In: Huster, E-U., Boeckh, J., Mogge-Grotjahn, H. (Hrsg.). 2018. Handbuch Armut und soziale Ausgrenzung. 3. Auflage. Wiesbaden. Springer Fachmedien.
  • Best, N., Boeckh, J., Huster, E-U. 2018. Armutsforschung: Entwicklungen, Ansätze und Erkenntnisgewinne. In: Huster, E-U., Boeckh, J., Mogge-Grotjahn, H. (Hrsg.). 2018. Handbuch Armut und soziale Ausgrenzung. 3. Auflage. Wiesbaden. Springer Fachmedien.
  • Übersicht des Statistischen Bundesamts zu Armutsgefährdungsschwelle und Armutsgefährdung (monetäre Armut) in Deutschland: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Einkommen-Konsum-Lebensbedingungen/Lebensbedingungen-Armutsgefaehrdung/Tabellen/armutsschwelle-gefaehrdung-silc.html

Was ist ein Armutsgradient?

Armut ist ein breites Spektrum. Innerhalb diesem kann die relative Armut darüber entscheiden, wie schwer eine Krankheit verläuft oder wie wahrscheinlich eine Krankheit auftritt. Der Armutsgradient beschreibt also die Abstufung eines bestimmten Vorkommens, der Prävalenz, in einer Bevölkerungsgruppe, je ärmer eine bestimmte Gruppe ist.

Zum Beispiel zeigt sich beim Rauchen ein Armutsgradient bei Männern. Je ärmer eine untersuchte Gruppe an Männern, umso höher ist die Zahl der Personen, die rauchen. Beim Alkohol zeigte sich bei Frauen ein umgekehrter Armutsgradient: Je größer der Anteil an armen Personen in einer Gruppe Frauen, umso höher war die Abstinenzrate.

Mehr Informationen zum konkreten Beispiel findest du in diesem Paper “Ein Überblick über empirische Daten zur Prävalenz des Substanzkonsums, des problematischen Glücksspiels und suchtförmiger Essstörungen bei Hartz-IV-Beziehenden“ von Dieter Henkel.

Was versteht man unter azkeptierender Drogenberatung?

Azkeptierende Drogenarbeit beziehungsweise -beratung ist ein Ansatz, bei dem die Drogen konsumierende Person im Mittelpunkt steht. Dementsprechend geht es nicht vorrangig darum, Abstinenz zu erreichen, sondern den Bedürfnissen und Zielen der Person gerecht zu werden. Diese wird als mündige*r Entscheider*in betrachtet, die*er ein Recht auf menschenwürdige Behandlung hat. Sie hat dementsprechend das Recht, selbst über ihren Drogenkonsum und ihren Lebensweg zu entscheiden. Die Beratung bietet ihr Hilfe an und unterstützt sie mit Ressourcen, die die Risiken ihres Konsums verringern (Harm Reduction) und ihre Handlungskompetenz stärken.

Wozu macht man bariatrische Operationen?

Bariatrische Operationen sind chirurgische Eingriffe, durch die das Körpergewicht eines Menschen reduziert werden soll. Zudem sollen die Operationen mögliche Risikofaktoren und Komorbiditäten, die mit dem Gewicht einhergehen, abmildern.

Es gibt verschiedene Arten von bariatrischen Operationen. Beispielsweise kann der Magen verkleinert werden, indem ein Stück entfernt oder durch ein sogenanntes Magenband verengt wird, oder ein Bypass “verkürzt” die Route zwischen Magen und Dünndarm. Letztendlich kann eine Person durch alle Methoden weniger Nahrung aufnehmen.

Diese sogenannte Adipositaschirurgie wird allerdings nicht einfach so durchgeführt. In Deutschland legt die AMWF-Leitlinie “Chirurgie der Adipositas und metabolischer Erkrankungen” fest, unter welchen Bedingungen eine Person operiert werden kann (z.B. bei einem BMI über 40) – und unter welchen nicht (z.B. bei psychischen Erkrankungen wie einer Magersucht).

Was ist der BMI?

Der Body Mass Index, kurz BMI, wird berechnet, indem man das Körpergewicht durch die Körpergröße hoch zwei teilt. Häufig wird er als Kennwert für Übergewicht oder Adipositas herangezogen. Liegt der BMI >=25kg/m2, zeigt er Übergewicht an, liegt er >= 30kg/m2 indiziert er Adipositas. Der BMI wird regelmäßig kritisiert, weil er beispielsweise den Muskelanteil und Körperfettgehalt unberücksichtigt lässt. Für die New York Times hat Alice Callahan, bei diversen Forscher*innen nachgefragt, ob der BMI nicht eigentlich “Schwachsinn” sei?

Was sind CME-Punkte?

CME steht für “Continuing Medical Education”, also kontinuierliche medizinische Bildung. Ärzt*innen haben in Deutschland die Pflicht, sich neben ihrem Beruf fortlaufend weiterzubilden, um auf dem aktuellen medizinischen Stand zu sein. Damit gesichert ist, dass alle Ärzt*innen mitmachen, gibt es sogenannte CME-Punkte. Innerhalb von fünf Jahren müssen Ärzt*innen mindestens 250 dieser Fortbildungspunkte sammeln und gegenüber der Kassenärztlichen Vereinigung nachweisen. Kommen Ärzt*innen dem nicht nach, droht erst eine Honorarkürzung und schließlich der Verlust der Zulassung.

Quellen:

  • https://www.aerzteblatt.de/cme/ueber-cme [17.06.2021]
  • https://www.ärztliche-fortbildung.de/%C3%A4rzte-fortbildung.php [17.06.2021]

Was besagt der CO2-Fußabdruck?

Der CO2-Fußabdruck ist ebenso wie der ökologische Fußabdruck ein Nachhaltigkeitsindikator. Er gibt an, wie viel Kohlenstoffdioxid eine Person oder Population, ein Unternehmen oder eine bestimmte Tätigkeit ausstoßen.

Laut Umweltbundesamt beträgt der durchschnittliche CO2-Ausstoß einer Person in Deutschland momentan über elf Tonnen pro Jahr, sollte idealerweise aber bei unter einer Tonne liegen.

Wie groß Ihr CO2-Fußabdruck in etwa ist, können Sie zum Beispiel mit dem Rechner des Umweltbundesamtes oder dem 100-Punkte-Budget rausfinden.

Quellen:

  • https://uba.co2-rechner.de/de_DE/ [18.06.2021]
  • https://www.footprintnetwork.org/resources/glossary/#Ecologicalfootprint [18.06.2021]

Was ist COVID-19?

COVID-19 ist die von der WHO festgelegte Bezeichnung für die Krankheit, die durch das Virus SARS-CoV-2 hervorgerufen wird. Der Name ist eine Abkürzung von “Coronavirus Disease 2019”.

Was bedeutet eigentlich Cis?

Die Bezeichnung Cis, auch cis-männlich oder cis-weiblich, markiert die normalisierte Vorstellung von sozialem Geschlecht. Sie entstammt der Geschlechterforschung und ist zutreffend, wenn das bei der Geburt zugewiesene Geschlecht mit der Geschlechtsidentität einer Person übereinstimmt.

In der Geschlechterforschung wird Geschlecht nicht ausschließlich als feststehende Struktur begriffen, sondern genauso als Prozess. Damit soll der interaktive und situationsspezifische Prozess der Herstellung von Geschlecht verdeutlicht werden.

Was ist mit Coping gemeint?

Coping ist ein Begriff aus der Stressbewältigung und bedeutet so viel wie “mit etwas zurecht kommen”. Das heißt allerdings nicht, Stress einfach nur auszuhalten. Coping umfasst Reaktionen und Strategien, die problemorientiert daran ansetzen, etwas am Stress zu verändern, oder emotionsorientiert dafür zu sorgen, sich in der Situation besser zu fühlen. Beispielsweise kann man vor einer Prüfung lernen, um die Wahrscheinlichkeit, dass die Prüfungssituation ein Fiasko wird, zu verringern. Gegen die Prüfungsangst kann dagegen helfen, mit Freund*innen darüber zu sprechen oder sich beim Lernen eine Pause zu gönnen.

Was ist Corona bzw. Covid?

Corona und Covid sind umgangssprachliche Bezeichnungen für COVID-19, die Erkrankung, die durch SARS-CoV-2 verursacht wird.

Was ist das Dahlgren-Whitehead-Modell?

Abbildung eines Halbkreises mit verschiedenen Schichten. Den Kern bildet die Wortgruppe: Genom, Alter, Geschlecht. Darüber liegt die Schicht: individuelles Gesundheitsverhalten. Darüber liegt die Schicht: individuelle Lebenswelten und Milieus. Darüber liegt eine etwas breitere Schicht mit verschiedenen Elementen: Lebensmittelproduktion und -angebot; Umwelthygiene; Bildung; Lebens- und Arbeitsbedingungen; Arbeitslosigkeit und prekäre Beschäftigung; Gesundheitsversorgung; und Wohnbedingungen. Die äußere Schicht bildet die Worgruppe: Gesellschaftsordnung, Regierungsform, Machtverhältnisse, politische Gestaltung.

Das Dahlgren-Whitehead-Modell oder auch Modell der sozialen Determinanten veranschaulicht diverse Einflüsse auf die Gesundheit. Es wurde zu Beginn der 90er Jahre von Göran Dahlgren und Margarete Whitehead entwickelt. Das Modell veranschaulicht den Zusammenhang von Gesellschaftsordnung, Lebensbedingungen, Lebenswelten, individuellem Verhalten und biologischen Voraussetzungen mit der Gesundheit einer Person.

Kurz gesagt:
Die einzelne Person steht dabei im Zentrum, wo ihre Gesundheit von den biologischen Voraussetzungen (Genom, Geschlecht, Alter) geprägt ist. Das individuelle Gesundheitsverhalten (Rauchen, Sport, Ernährung, ...) erweitert die Einflusssphären auf die Gesundheit. Es steht in der Wechselwirkung zum sozialen Umfeld (Freunde, Nachbarschaft, Vereine, …), welches sich wiederum im Zusammenspiel mit den allgemeinen Lebensbedingungen (Bildung, Arbeit, Wohnen, Umwelt, …) befindet. Die Politik gestaltet maßgeblich die Lebensbedingungen und hat somit einen übergeordneten Einfluss auf die individuelle Gesundheit.

Was bedeutet eigentlich Dekolonialisierung?

Durch den Kolonialismus sind Macht, Rechte und Ressourcen auf der Welt bis heute ungleich verteilt. Dekolonialisierung, auch Dekolonisation, bezeichnet die Idee, diese Strukturen nicht nur anzuerkennen, sondern alle Lebensbereiche, die davon betroffen sind – ob nun Gesellschaft, Wirtschaft, Religion, Politik, Kunst oder Wissenschaft – davon zu befreien.

Was besagt der Deprivationsindex?

Der German Index of Socioeconomic Deprivation (GISD), oder umgangssprachlich Deprivationsindex, ist ein Werkzeug, um den sozioökonomischen Status von Menschen (beispielsweise auf Stadt- oder regionaler Ebene) abzubilden. So können Unterschiede aufgezeigt und mit anderen Daten in Beziehung gesetzt werden.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat den GISD entwickelt und beispielsweise auch eingesetzt, um sozioökonomische Ungleichheit im Infektionsrisiko mit SARS-CoV-2 zu ermitteln. In den Deprivationsindex fließen Indikatoren ein, die eng mit Bildung, Beruf und Einkommen zusammenhängen, beispielsweise der mittlere Bruttolohn, die Arbeitslosenquote und der Anteil von Beschäftigten mit (Fach-)Hochschulabschluss.

Aus all diesen Werten ergeben sich für die betrachteten Regionen Werte, die wiederum standardisiert und in fünf Gruppen eingeteilt werden. Diese Gruppen werden als Quintile bezeichnet und bilden jeweils zwanzig Prozent ab: niedrige Deprivation (das untere Fünftel), mittlere Deprivation (die mittleren 60 Prozent) und hohe Deprivation (das obere Fünftel des Index).

Der Deprivationsindex soll laut RKI regelmäßig generiert werden.

Quelle:
Kroll, L. E., Schumann, M., Hoebel, J., Lampert, T. (2017): Regionale Unterschiede in der Gesundheit – Entwicklung eines sozioökonomischen Deprivationsindex für Deutschland. Journal of Health Monitoring · 2017 2(2). doi: 10.17886/RKI-GBE-2017-035.2 (zuletzt abgerufen am 07.07.2021)

Was versteht man unter einer Determinanten in der Sozialmedizin?

In der Sozialmedizin beschreibt eine Determinante einen Einfluss auf Gesundheit bzw. Krankheit, z.B. Stress. Häufig ist in der Sozialmedizin die Rede von Sozialen Determinanten, also von Einflüssen, die sich aus sozialen Kontexten ergeben. Das geht insbesondere auf das Modell von Dahlgren und Whitehead zurück.

Was ist das Dublin-Abkommen?

Das Dublin-Abkommen beziehungsweise die Dublin-Verordnung regelt, welcher EU-Staat verantwortlich ist, für Menschen, die in der EU um Asyl suchen. Laut der Dublin III-Verordnung ist der EU-Staat für den Asylantrag einer Person zuständig, in dem diese zuerst registriert worden ist. Durch diese Regel haben Länder an den EU-Grenzen, besonders im Südosten der EU, üblicherweise mehr Anträge zu bearbeiten als andere.

Wenn beispielsweise, wie in den Fällen, um die es in unserem Interview mit der Aktivistin Zana Fabjan Blažič geht, eine Person zuerst in Kroatien registriert wurde und dann nach Slowenien einreist, kann Slowenien sie nach Kroatien abschieben. Das nennt man eine Dublin-Abschiebung. Hat Kroatien seine Verantwortung für den Fall bestätigt, muss die Abschiebung spätestens sechs Monate danach stattfinden. Ansonsten müsste Slowenien den Asylantrag bearbeiten.

Ob ein EU-Staat Dublin-Abschiebungen durchführt oder nicht, ist seine eigene Entscheidung. Laut Artikel 17 der Dublin-Verordnung sind die Staaten nicht verpflichtet, die Asylbewerber*innen abzuschieben. Sie können die Anträge auch selbst bearbeiten.

Die Bundeszentrale für politische Bildung schaut in ihrem Lexikon auf die Geschichte des Dublin-Abkommens zurück.

Zum Nachlesen

Was steckt hinter der Abkürzung ECDC?

Das Europäische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten, englisch European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC), ist eine Gesundheitsbehörde der EU. Sie wurde 2004 gegründet, um auf europäischer Ebene zu koordinieren, wie Infektionskrankheiten überwacht und eingedämmt werden.

Wofür steht die Abkürzung EHIC beziehungsweise EKVK?

Die European Health Insurance Card, kurz EHIC, soll dafür sorgen, dass EU-Bürger*innen in allen Mitgliedsstaaten Gesundheitsversorgung erhalten. Wer in seinem Herkunftsland gesetzlich versichert ist, kann die EHIC dort beantragen. Mit der EHIC haben die Versicherten dann in dem anderen EU-Staat, in dem sie ihren Wohnsitz haben, Anspruch auf die gleichen Gesundheitsleistungen wie Personen, die dort gesetzlich versichert sind. Das ist je nach Staat unterschiedlich: Manche Leistungen sind kostenfrei, andere muss man selbst bezahlen.

Was macht die Elektroenzephalografie?

Elektroenzephalografie ist ein Verfahren, das die elektrische Aktivität des Gehirns misst und grafisch darstellt. Diese Darstellung wird als Elektroenzephalogramm, kurz EEG bezeichnet.

Bei der Elektroenzephalografie werden mehrere Elektroden auf der Kopfhaut platziert, die die Hirnströme zur Messung weiterleiten. Dieses Verfahren ist völlig schmerzfrei. Es wird in der medizinischen Diagnostik und in der Forschung angewandt.

Was ist eine Epidemie?

Der Begriff Epidemie bezeichnet eine weite, allerdings geografisch begrenzte Verbreitung einer Infektionskrankheit. Breitet eine Epidemie sich global aus, wird dies als Pandemie bezeichnet.

Was bedeutet Exposition?

Exposition bedeutet in der Medizin, Umwelteinflüssen ausgesetzt zu sein. Eine Person, die beispielsweise ungeschützten Kontakt zu Menschen mit nachgewiesener SARS-CoV-2-Infektion hat, ist gegenüber dem Virus exponiert.

Was ist ein Furchtappell?

Ähnlich wie Werbung appelliert auch Gesundheitsprävention mit bestimmten Botschaften an uns. Wir sollen dadurch zu einem bestimmten – in diesem Fall gesundheitsförderlichen – Verhalten motiviert werden. Ein Furchtappell will das erreichen, indem uns eine Gefahr oder Bedrohung gezeigt wird, die wir durch unser Verhalten vermeiden sollen. Ein Beispiel dafür sind Warnhinweise und -bilder auf Zigarettenschachteln, die uns dazu bringen sollen, weniger oder gar nicht zu rauchen.

Wie gut das gelingt, das hinterfragt die Furchtappellforschung.

Was ist eigentlich Gamblifizierung?

In der späten 2000ern soll der Begriff der Gamblifizierung erstmals aufgekommen sein. Damals beschrieb er, wie der kommerzialisierte Breitensport zunehmend durch die Spielindustrie beeinflusst wird. Für die Fußballliebhaber*innen am einfachsten ersichtlich an den zahlreichen Werbepartnerschaften auf Trikots, in Werbepausen oder Bandenwerbung. Seitdem hat sich die Bedeutung des Begriffs gewandelt, stellen Joseph Macey und Juho Hamari in ihrem Paper “Gamblification: A definition” fest.

Drei Elemente sehen sie als zentrale Bestandteile von Gamblifizierung:

  1. Stake, also einen Einsatz
  2. Uncertain outcome, also eine Art zufälliges Risiko
  3. Prize, also einen Gewinn

Was wird mit dem Gini-Koeffizient berechnet?

Der Gini-Koeffizient ist ein Maß für die Gleichheit, beziehungsweise Ungleichheit der Verteilung von Einkommen in einer Gesellschaft. Ist er 0, wäre das Pro-Kopf-Einkommen in einer Gesellschaft gleich verteilt, ist er 1, gehörte das gesamte Einkommen einer einzigen Person. In der Realität liegt der Gini-Koeffizient zwischen 0 und 1. Ein Wert zwischen 0,2 und 0,35 spricht für eine relativ gleiche Verteilung, einer zwischen 0,5 und 0,7 für Ungleichheit.

Wie berechnet man den Gini-Koeffizienten?

Die Berechnung des Gini-Koeffizienten lässt sich am besten in einem Koordinatensystem darstellen. Auf der X-Achse ist der kumulative, also aufaddierte, Anteil der Bevölkerung abgebildet, von 0 bis 100 Prozent. Die Y-Achse zeigt den kumulativen Anteil am Haushaltseinkommen in Prozent, also ebenfalls von Null bis einhundert.

Die 45-Grad-Linie verbindet all die Punkte, an denen absolute Gleichheit herrscht, also beispielsweise 50 Prozent der Bevölkerung auch 50 Prozent des Einkommens besitzen.

Die Linie der totalen Ungleichheit dagegen bewegt sich entlang der X-Achse und schießt an ihrem Ende senkrecht in die Höhe. Sie stellt grafisch dar, dass 100 Prozent des Einkommens nur einer einzigen Person zufallen.

Innerhalb des Dreiecks, das aus diesen hypothetischen Linien entsteht, liegt die sogenannte Lorenz-Kurve. Sie verbindet all die Punkte, die real das Verhältnis von Bevölkerungsanteil und Einkommensanteil abbilden. Hier im Bild zeigt beispielsweise Punkt A, dass 20 Prozent der Bevölkerung 5 Prozent des Einkommens besitzen, und Punkt B, dass sich 60 Prozent des Einkommens auf 90 Prozent der Bevölkerung verteilen.

Man sieht schon: Je stärker die Lorenz-Kurve von der Linie der absoluten Gleichheit abweicht, desto ungleicher ist das Einkommen verteilt. Der Gini-Koeffizient ist der Anteil der Fläche zwischen Kurve und Linie am gesamten Dreieck. Je näher die Lorenz-Kurve an der Linie der absoluten Gleichheit ist, desto kleiner die Fläche und desto kleiner ist auch der Gini-Koeffizient.

Was hat der Gini-Koeffizient mit Gesundheit zu tun?

Die Hypothese der Einkommensungleichheit (income inequality hypothesis) besagt, dass eine ungerechte Verteilung von Einkommen in einer Gesellschaft Auswirkungen auf die Gesundheit aller hat. Ein Forscher*innenteam der TU Darmstadt um den Gesundheitsökonom Martin Karlsson hat die Hypothese 2010 in einer internationalen Studie überprüft.

Die theoretischen Überlegungen dahinter:

  • Höhere Ungleichheit innerhalb der Bevölkerung führt zu geringerem sozialen Kapital und damit zu größerem Misstrauen und weniger sozialer Interaktion, die wiederum zu geringerer Gesundheit führen.
  • Der sozialer Zusammenhalt ist geringer, dadurch entstehen höhere Kriminalitäts- und Unfallraten.
  • Ungleiche Gesellschaften sind häufig auch polarisierter, weshalb es weniger gemeinsame Ressourcen und weniger öffentliche Gesundheitsversorgung gibt.

Die Forscher*innen haben festgestellt, dass vor allem in Ländern mit hohem Einkommen die Wahrscheinlichkeit steigt, dass Menschen ihre Gesundheit als gut bewerten, je kleiner der Gini-Koeffizient ist. Andererseits bedeutet ein hoher Gini-Koeffizient eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass die Menschen ihre Gesundheit negativ einschätzen.

Warum sprechen wir dennoch nicht von Kausalität?

Karlsson und seine Kolleg*innen sind nicht die einzigen, die Zusammenhänge zwischen dem Gini-Koeffizienten und der Gesundheit festgestellt haben. Allerdings gibt es auch Studien, die diesen Beleg nicht liefern oder sogar gegensätzliche Ergebnisse zeigen.

Auch John Wildman, der 2021 eine Studie veröffentlicht hat, in der er einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Gini-Koeffizienten und Fall- und Sterberaten während der ersten Welle der Corona-Pandemie in OECD-Staaten festgestellt hat, sagt, dass man nicht von einem Ursache-Wirkungs-Verhältnis sprechen kann.

Um eine klare Aussage zu treffen, fehle es an empirischer Evidenz. Außerdem, so die Forschenden, sind eine Reihe unklarer Variablen zwischen dem Gini-Koeffizienten und der Gesundheit, beispielsweise wie gut die öffentliche Gesundheitsversorgung ist.

Hinzu kommt, dass der Gini-Koeffizient an sich kein perfektes Messinstrument ist. Schließlich werden nur die Daten eingerechnet, die auch vorliegen. Menschen und Lebensverhältnisse, die nicht erhoben werden, beispielsweise Obdachlose oder Personen, die keiner regulären Arbeit nachgehen, sind nicht Teil der Statistik. Zudem sagt das Maß nichts über die Höhe des Einkommens aus. Ein niedriger Gini-Koeffizient bedeutet keine rosigen Verhältnisse, wenn die gleich verteilten Ressourcen nicht ausreichen.

Quellen:

Gratifikationskrise, was bedeutet das?

Die Gratifikationskrise beschreibt das, was Menschen erleben, die in einem Beruf mit hoher Verantwortung und viel Stress arbeiten, in diesem aber wenig Anerkennung erhalten: Sie opfern sich im Beruf auf, erhalten aber nur geringe finanzielle Vergütung, wenig positives Feedback und wenig soziale Anerkennung. Diese mangelnde “Gratifikation” kann zu Stress und gesundheitlichen Risiken führen.

Was steckt hinter der Abkürzung HERA?

Die EU-Behörde zur Krisenvorsorge und -reaktion bei gesundheitlichen Notlagen, englisch Health Emergency Preparedness and Response Authority (HERA), wurde im Zuge der Corona-Pandemie und im Rahmen der “Europäischen Gesundheitsunion” gegründet und hat 2022 ihre Arbeit aufgenommen. Die Gesundheitsbehörde soll dem Erkennen von Gesundheitsgefahren, der Vorbereitung darauf und der schnellen Reaktion dienen. In jährlichen Berichten, dem State of Health Preparedness Report, informiert sie über den Stand der Krisenvorsorge im Gesundheitsbereich.

Was ist Harm Reduction?

Harm Reduction, also Schadensreduzierung, ist ein Hauptziel der akzeptierenden Drogenberatung. Dabei geht es darum, negative Auswirkungen und Risiken des Drogenkonsums zu minimieren.

Was ist eine Hauptdiagnose?

Die Deutschen Kodierrichtlinien, die jährlich vom Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus bereitgestellt werden, definieren die Hauptdiagnose als „Die Diagnose, die nach Analyse als diejenige festgestellt wurde, die hauptsächlich für die Veranlassung des stationären Krankenhausaufenthaltes des Patienten verantwortlich ist.”

Komme ich also beispielsweise wegen einem gebrochenen Bein ins Krankenhaus, aber nebenher wird auch noch Diabetes festgestellt, ist die Hauptdiagnose die nach ICD korrekt kodierte Version meines Beinbruches.

Was ist ein Hotspot?

Ein Hotspot bezeichnet im Kontext von Suiziden einen Ort, an dem diese gehäuft stattfinden. Bei der sogenannten Hotspotsicherung verhindern bauliche Maßnahmen präventiv Suizide. Auffangnetze sorgen somit für weniger Todesfälle und können die Gefahr von Traumatisierungen von Anwohner*innen vermindern.

Was misst der Human Development Index?

Wir Menschen neigen dazu Dinge messen zu wollen, um uns besser vergleichen zu können. In der Schule gibt es dafür Noten, in der Medienwelt Aufmerksamkeit. Wollen Wissenschaftler*innen vergleichen, wie fair Einkommen in verschiedenen Gesellschaften verteilt ist, greifen sie oftmals auf den Gini-Koeffizienten zurück.

Um den Entwicklungsstand von Ländern in Relation zu setzen, haben sich die Vereinten Nationen vor rund 30 Jahren den Index der menschlichen Entwicklung, auf Englisch Human Development Index (HDI), einfallen lassen. Seitdem gibt es immer wieder Kritik an den zugrunde liegenden Daten und den Methoden der Berechnung. Manche kritisieren den Versuch, die Komplexität menschlicher Entwicklung mit nur einer Zahl begreifbar machen zu wollen.

Was den Human Development Index allerdings auszeichnet, ist die Entkopplung der Bewertung menschlicher Entwicklung von einer rein ökonomischen Betrachtung. Doch wie wird der HDI nun berechnet? Der Index speist sich aus anderen Schlüsselbereichen, die laut UN menschliche Entwicklung ausmachen: ein langes und gesundes Leben, eine gute Ausbildung und ein gewisser Lebensstandard. Diese Teilindize bilden gemeinsam den Index menschlicher Entwicklung.

Eine genaue Aufschlüsselung der Indikatoren findest du auf der Seite des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen.

Was ist die ICD-11?

Die ICD-11 ist die aktuelle Fassung der internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme und damit das Nachschlagewerk für Mediziner*innen. ICD ist dabei die Abkürzung des englischsprachigen Begriffes “International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems”. Die ICD-11 wurde 2019 von der 72. Weltgesundheitsversammlung beschlossen und ist im Januar 2022 offiziell in Kraft getreten.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte hat eine erste deutschsprachige Entwurfsfassung veröffentlicht. Schau sie dir doch mal an!

Was ist eine Intervention in der Medizin?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Gesundheitsinterventionen als “Handlungen, die für, mit oder im Interesse einer Person oder Bevölkerung durchgeführt werden, mit dem Zweck, Gesundheit, Funktionsfähigkeit oder Lebensbedingungen einzuschätzen, zu verbessern, zu erhalten, zu fördern oder zu verändern.”

Interventionen bezeichnen also sämtliche Maßnahmen, die bewusst durchgeführt werden, um die Gesundheit einzelner Menschen oder von Menschengruppen zu beeinflussen.

Was gibt die Inzidenz an?

Die Inzidenz, oder auch Inzidenzrate, gibt die Anzahl neu auftretender Fälle einer Erkrankung oder eines Symptoms in einem festgelegten Zeitraum und innerhalb einer bestimmten Population an. COVID-19-Fallzahlen werden beispielsweise häufig mit der 7-Tage-Inzidenz gemeldet: Neue Fälle, die innerhalb der letzten 7 Tage an einem bestimmten Ort oder in einer bestimmten Region aufgetreten sind.

Der Begriff ist nicht gleichzusetzen mit der Prävalenz, die die bestehenden Fälle, nicht die neu auftretenden zählt.

Quellen:
https://toolbox.eupati.eu/glossary/inzidenz/ (zuletzt abgerufen: 06.07.2021)

Warum Isolation?

Isolation ist, ähnlich wie die Quarantäne, eine Maßnahme zum Schutz vor der Ausbreitung von Infektionskrankheiten. Die Begriffe sind jedoch nicht gleichzusetzen. Isolation bedeutet “die Absonderung von kranken oder nachweisbar infizierten Personen” (Kleist et al., 2020, S. 4), damit diese keine anderen anstecken.

Quarantäne beschreibt dagegen die Absonderung von Personen, die mit Infizierten in Kontakt gewesen sind.

Quelle:
Kleist, M., Ruehe, B., Oh, D. Y., Nitsche, A., Haas, W., Stoliaroff-Pépin, A., Eckmanns, T., Abu Sin, M., van der Toorn, W., Jenny, M., Mielke, M., Herzog, C., Wieler, L.H.: Abwägung der Dauer von Quarantäne und Isolierung bei COVID-19. Epid Bull 2020;39:3–11. doi: 10.25646/7140 (zuletzt abgerufen: 06.07.2021)

Was ist eine Kausalität?

Eine Kausalität ist ein Ursache-Wirkungs-Zusammenhang. Im Vergleich zur Korrelation kann man nicht nur von einem grundsätzlichen Zusammenhang zwischen zwei Variablen sprechen, sondern tatsächlich davon, dass die eine die andere ursächlich bedingt.

Eine sehenswerte Erklärung hat Mai Thi Nguyen-Kim 2018 auf ihrem YouTube-Kanal mailab veröffentlicht.

Was versteht man unter dem Kausationseffekt?

Der Kausationseffekt oder auch Kausalitätseffekt bezeichnet in der Sozialmedizin das erhöhte Krankheitsrisiko bei sozial benachteiligten Menschen. In einer Übersichtsarbeit, die Britta Herbig, Nico Dragano und Peter Angerer 2013 im Ärzteblatt veröffentlichten, ist dieser Effekt bei Langzeitarbeitslosen dargestellt. Aber auch “Kinder und Jugendliche, die unter sozial benachteiligten Lebensumständen aufwachsen, weisen in zahlreichen Bereichen schlechter Gesundheitschancen auf”, stellt ein Gesundheitsbericht des Robert Koch Instituts 2010 anhand von Daten des Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS) dar.

Was versteht man unter der Klimakonferenz?

Klimakonferenz oder auch (Welts-)Klimagipfel ist der deutschsprachige Begriff für die jährliche Climate Change Conference der Vereinten Nationen (UN). An wechselnden Orten verhandeln Vertreter*innen der Mitgliedsstaaten und zivilgesellschaftliche Organisationen Themen rund um Klimawandel und Klimaschutz. Sie ist außerdem Treffpunkt der Mitglieder des Kyoto-Protokolls von 2005 und des Pariser Abkommens von 2015.

Quellen:

  • https://unfccc.int/process-and-meetings/conferences/the-big-picture/what-are-united-nations-climate-change-conferences [18.06.2021]

Was ist klinische Psychologie?

Die Klinische Psychologie ist der Teilbereich der Psychologie, der sich geistigen, emotionalen und verhaltensbezogenen Störungen widmet.

Was versteht man unter Kommerziellen Determinanten der Gesundheit?

Kommerzielle Determinanten der Gesundheit sind angelehnt an die Sozialen Determinanten und werden von manchen Forscher*innen als Ergänzung und von anderen als eigenständiges Modell betrachtet. Darunter fallen Strategien von Unternehmen, um Kaufentscheidungen und Verhaltensweisen von Konsument*innen zu fördern, die deren Gesundheit schädigen – aber das Geschäft der Unternehmen fördern.

Eine genauere Erklärung des Begriffs und der Dynamiken von Kommerziellen Determinanten findest du in Newsletter-Ausgabe 20.

Was ist Komorbidität?

Eine Komorbidität ist eine Erkrankung oder Störung, die zusätzlich zu einer anderen auftritt. Häufig spricht man von einer “Grunderkrankung” und einer oder mehreren “Begleiterkrankungen” – Komorbiditäten. Die Krankheiten können kausal zusammenhängen, müssen sie aber nicht.

Was versteht man unter konstruktiven Journalismus?

Konstruktiver Journalismus arbeitet nach den grundsätzlichen Qualitätskriterien des Journalismus, wendet dabei aber Techniken der positiven Psychologie an. Das bedeutet, dass ressourcenorientiert- und lösungsorientiert berichtet wird, Menschen in ihrer Handlungsfähigkeit bestärkt und nach dem Lesen eines Beitrags nicht ratlos zurückgelassen werden sollen (vgl. Gyldensted, McIntyre, 2017). Konstruktiver Journalismus ist nicht gleichzusetzen mit Positivem Journalismus. Es geht nicht darum, vorrangig Gutes zu berichten. Stattdessen baut die journalistische Arbeit auf drei Säulen auf: Lösungsorientierung, das Berichten über unterschiedliche Nuancen eines Sachverhalts und unterschiedlicher Perspektiven darauf sowie das Anregen demokratischen Diskurses.

Das Constructive Institute an der Universität im dänischen Aarhus, an dem dieses Säulenmodell entwickelt wurde, gehört zu den weltweiten Vorreitern des Konstruktiven Journalismus. Dort können Sie mehr über diese Art der Berichterstattung erfahren.

Bei Upstream haben wir uns für diese Arbeitsweise entschieden, weil wir denken, dass Sozialmedizin und soziale Ungleichheit Themenfelder sind, die alle Menschen betreffen. In unserer Arbeit begegnen uns häufig entmutigende Studien, Beobachtungen und Zusammenhänge. Ebenso sehen wir Akteur:innen, die Missständen entgegenwirken. Als Journalist:innen haben wir den Anspruch, beide Perspektiven auf Probleme zu betrachten.

Was versteht man unter Kontextfaktoren?

Kontextfaktoren sind Einflussfaktoren auf die Gesundheit einer Person. Der Begriff basiert auf dem Modell der Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) der WHO. Ausgangspunkt dieses Modells ist die ressourcenorientierte Annahme von “Komponenten der Gesundheit”, zu denen neben Körperfunktionen- und Strukturen, Aktivitäten und Teilhabe auch die Kontextfaktoren gehören. Diese Einflussfaktoren des Kontexts können umwelt- oder personenbezogen sein und sich positiv oder negativ auswirken.

Als personenbezogene Faktoren bezeichnet man Kontextfaktoren, die sich auf die Person selbst beziehen: Was ist ihr persönlicher und familiärer Hintergrund? Wie lebt sie?

Umweltfaktoren sind dagegen Einflüsse aus der Umwelt der betrachteten Person, beispielsweise ihre materiellen Verhältnisse und ihr soziales Umfeld.

Quellen:

  • https://www.bar-frankfurt.de/fileadmin/dateiliste/_publikationen/reha_grundlagen/pdfs/AHKontext2020.RZBF2neu.pdf [17.06.2021]
  • https://www.bar-frankfurt.de/fileadmin/dateiliste/_publikationen/reha_grundlagen/pdfs/AHKontext2020.RZBF2neu.pdf [17.06.2021]
  • https://www.rehainfo-aerzte.de/de/Navigation/40_Reha_1x1/01_Medizinische_Reha/06_ICF_statt_ICD/icf_statt_icd_node.html [17.06.2021]

Was ist das Kooperationsverbot in der Medizin?

Die deutsche Sozialgesetzgebung garantiert gesetzlich versicherten Patient*innen grundsätzlich die freie Wahl von Ärzt*innen. Auch wenn Ärzt*innen sie beispielsweise an eine ganz konkrete Facharztpraxis verweisen, haben die Behandelten die Möglichkeit, sich frei für eine andere zu entscheiden.

Wie Ärzt*innen miteinander kooperieren dürfen, ist durch die Berufsordnung geregelt, die die Bundesärztekammer und die Ärztekammern der Länder festlegen. Grundsätzlich ist es Ärzt*innen in Deutschland erlaubt, zu kooperieren. Die Regeln dafür sind jedoch streng. Das soll “Unerlaubte Zuweisung” verhindern, also dass Ärzt*innen sich gegenseitig Vorteile dadurch verschaffen, dass sie einander beispielsweise Patient*innen hin und her überweisen oder in gemeinsame Kassen wirtschaften.

Auf der anderen Seite erschwert diese Regelung es Ärzt*innen jedoch auch, Patient*innen gemeinschaftlich und interdisziplinär zu behandeln. Was das für den Aufbau eines Gesundheitszentrums bedeutet, erklärt die Ärztin Patricia Hänel am Ende des Interviews in Upstream-Ausgabe 5.

Was versteht man unter Korrelation?

Besteht ein Zusammenhang zwischen Stress und Straßenlärm? Wenn ja, wie stark ist er? Und in welche Richtung besteht ein Zusammenhang?

Stress und Lärm stehen hier beispielhaft für zwei Variablen, zwischen denen ein statistischer Zusammenhang untersucht werden soll. Diesen Zusammenhang bezeichnet man als Korrelation. Ist bei steigendem Lärm- auch ein steigender Stresspegel zu beobachten, ist es eine positive Korrelation. Von negativer Korrelation würde man dagegen sprechen, wenn bei ansteigendem Lärm ein sinkendes Stresslevel vorliegt.

Achtung: Korrelation bedeutet erstmal nur einen Zusammenhang, noch keine Ursache-Wirkung-Beziehung, also keine Kausalität.

Joy Bredehorst und Susanne Kappes haben im Rahmen ihres Masterstudiums in Psychologie an der Universität Mannheim ein anschauliches Video darüber produziert, was Korrelation bedeutet und wie man sie berechnen kann.

Was steckt hinter der Kritischen Sozialepidemiologie?

Die Kritische Sozialepidemiologie ist ein Forschungsansatz, der ursprünglich aus Lateinamerika stammt. Sie betrachtet Gesundheit und das Entstehen von Krankheiten vor allem mit qualitativen und ethnografischen Methoden und mit einem schärferen Blick auf soziale Determinanten als beispielsweise biologisch geprägte Ansätze der Medizin.

Mehr über die Kritische Sozialepidemiologie erfahren Sie im Interview mit Lisa Kamphaus und Richard Bůžek von der AG Kritische Stadtgeographie an der Universität Münster.

Was ist Live-in-Care?

“Live-ins”, manchmal auch “24-Stunden-Pflegende” genannt, sind Betreuungskräfte, die im gleichen Haushalt mit der Person leben, um die sie sich kümmern. Nach Deutschland kommen vorrangig Frauen aus Osteuropa, um als Live-ins zu arbeiten, meist für einen begrenzten Zeitraum. Schätzungen gehen von einigen Hunderttausend Personen aus. Ihre Situation ist unterschiedlich, denn der Markt für das Angebot ist groß. Das betrifft sowohl die konkreten Aufgaben – von “klassischer” Pflege bis zu Sorgearbeit im Haushalt – als auch die Arbeitszeit innerhalb eines Angebots, das den Gepflegten Rund-um-die-Uhr-Betreuung verspricht.

Was ist Long COVID?

Als Long COVID oder Post-COVID-Syndrom werden die Langzeitfolgen einer COVID-19-Erkrankung bezeichnet. Wissenschaftler*innen haben Anfang 2021 in einem Paper der WHO/Europa beschrieben, dass etwa zehn Prozent der COVID-19-Patient*innen auch mehr als zwölf Wochen nach der Erkrankung nicht wieder vollständig genesen sind. Die Symptome sind dabei beispielsweise Schmerzen in Brust und Muskeln, Müdigkeit, Kurzatmigkeit oder kognitive Störungen. Die Betroffenen sind dadurch häufig stark in ihrem Alltag, Sozial- und Berufsleben eingeschränkt. Unterstützung finden sie unter anderem bei der Initiative Long COVID Deutschland.

Was ist ein Median?

Der Median, auch Medianwert oder Zentralwert, ist ein Begriff aus der Statistik. Er bezeichnet innerhalb einer Liste von Messwerten den, der sich genau in der Mitte aller Werte befindet. Dafür werden alle erhobenen Messwerte zunächst nach ihrer Größe sortiert. Anschließend wird der Wert rausgesucht, der genau in der Mitte liegt, sodass die Hälfte der übrigen Werte kleiner, die andere Hälfte größer ist.

Angenommen, du bist 25 Jahre alt und deine Kolleg*innen 45, 33, 19, 57, 22 und 26 Jahre. Um den Median eures Alters herauszufinden, ordnest du die Zahlen: 19, 22, 25, 26, 33, 45, 57. Der Wert 26 liegt genau in der Mitte und ist somit der Median. Bei einer geraden Anzahl von Werten ist der Median die Hälfte der Summe der beiden mittleren Zahlen.

Mediator, was ist das nochmal?

Ein Mediator (auch Mediatorvariable genannt) beschreibt in der Statistik eine Variable, die den Zusammenhang zwischen zwei anderen Variablen vermittelt. Der Zusammenhang, der dabei hergestellt wird, kann positiv (je mehr x desto mehr y) oder negativ (je mehr x desto weniger y) sein.

Zum Beispiel könntest du feststellen, dass du am Wochenende besser schläfst als in der Woche. Die Qualität deines Schlafes hat aber eher wenig damit zu tun, ob ein Wochentag nun Samstag oder Mittwoch heißt. Aber könnte es vielleicht daran liegen, dass du später ins Bett gehen und später aufstehen kannst als an einem Wochentag? In diesem Fall könnte deine Schlafenszeit ein Mediator für deine Schlafqualität sein: Je später, desto besser.

Wer hat in Deutschland keine Krankenversicherung?

Für die meisten Menschen ist klar: Wenn die Fruchtblase platzt, fahren sie – sofern sie können – ins Krankenhaus, kratzt der Hals, geht es zum*zur Hausärzt*in. Seit 2009 gilt in Deutschland für alle Menschen eine Pflicht zur Krankenversicherung. Trotzdem haben Zehntausende Menschen in Deutschland keine. Nach aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes, lag die Zahl der Menschen ohne Krankenversicherung im Jahr 2019 bei 61.000 Menschen.

Wie kommt das Statistische Bundesamt auf diese Zahl?

Beim Mikrozensus befragt das Statistische Bundesamt jährlich eine Stichprobe von etwa einem Prozent der Bevölkerung in Deutschland. Bestimmte Themen rotieren dabei, um die Anzahl an Fragen für die Teilnehmenden niedriger zu halten. Alle vier Jahre gibt es auch einen Abschnitt zum Status der Krankenversicherung, die sogenannte Fachserie 13/Reihe 1.1 „Angaben zur Krankenversicherung“. Geben Befragte bei diesem Teilfragebogen an, keine Krankenversicherung zu haben, und ist ihre Gesundheitsversorgung auch nicht alternativ abgedeckt, gehen sie in die Statistik als “ohne Krankenversicherung” ein.

Wie hat sich die Zahl der Menschen ohne Krankenversicherung entwickelt?

Im Jahr 2011 lag die Zahl der Menschen ohne Krankenversicherung nach Angaben des Statistischen Bundesamtes bei 128.000 Menschen, 2015 bei 79.000 und 2019 bei 61.000. Für das Jahr 2023 wird der Mikrozensus aktuell durchgeführt. Einige Monate nach dem Ende des Befragungszeitraumes sollen die nächsten Zahlen für Menschen ohne Krankenversicherung vorliegen.

Menschen ohne Krankenversicherung. Quelle: Statistisches Bundesamt. 2011: 128.000, 2015: 79.000, 2019: 61.000, 2023: in Befragung
Grafik: Anzahl an Personen ohne Krankenversicherung im zeitlichen Verlauf, Quelle: Mikrozensus, Statistisches Bundesamt

Was bedeutet eigentlich Mental Health Literacy?

Mental Health Literacy bezeichnet Psychische Gesundheitskompetenz. Die Idee dahinter: Je mehr wir über psychische Gesundheit wissen, desto eher können wir uns so verhalten, dass wir unserer mentalen Gesundheit und der anderer mehr Gutes tun und weniger schaden.

Anthony Jorm, Mitbegründer des Konzeptes, unterteilt psychische Gesundeitskompetenz in fünf Bereiche:

  1. Wissen darüber, wie sich psychische Erkrankungen vermeiden lassen,
  2. Erkennen von psychischen Erkrankungen, damit besser Hilfe gesucht werden kann,
  3. Wissen darüber, wo professionelle Hilfe angeboten wird,
  4. Wissen, wie man sich selbst helfen kann,
  5. Wissen und Fähigkeiten, um Betroffene (auch in akuten Situationen) zu unterstützen.

Weltweit diskutieren Wissenschaftler*innen allerdings, wie viel Mental Health Literacy tatsächlich zu psychischer Gesundheit beiträgt. Jorm selbst plädiert mittlerweile für einen Wandel zu “Mental Health Action”. Warum, das erfährst du in unserer Ausgabe 11.

Was sind Mikroaggressionen?

Als Mikroaggressionen werden alltägliche, unterschwellige Äußerungen oder Handlungen bezeichnet, die Menschen herabwürdigen oder verletzen. Das kann beabsichtigt oder unbeabsichtigt geschehen, beispielsweise, indem People of Color in Deutschland immer und immer wieder gefragt werden, woher sie kommen. Die Frage kann nett und interessiert gemeint sein, beinhaltet aber auch die Annahme, die Person würde nicht aus Deutschland kommen.

Mikroaggressionen sind zwar in der Regel weniger drastisch als direkte verbale oder körperliche Gewalt. Sie können Betroffene dennoch stark belasten, da diese sie gehäuft erleben und sie nur schwer vermeiden können.

Unter Sozialpsycholog*innen ist das Konzept umstritten, weil es ausschließlich von der subjektiven Wahrnehmung betroffener Personen ausgeht. Mehr dazu erfährst du in diesem Artikel auf Spektrum.de.

Moderator, was ist das nochmal?

Eine Moderatorvariable beeinflusst, wie stark der Effekt der unabhängigen Variable in einer Statistik auf die abhängige Variable wirkt.

Stell dir vor, du möchtest überprüfen, wie müde dich deine Arbeit macht. Die unabhängige Variable könnte in diesem Fall die Dauer deiner Arbeitszeit sein. Sie beeinflusst die abhängige Variable – deine Müdigkeit. Du schreibst dir für jeden Tag auf, wann du anfängst und aufhörst zu arbeiten und wie müde du dich fühlst. Dabei stellst du fest, dass du müder bist, je länger du arbeitest (Juhu, Korrelation!). In deinen Daten fällt dir allerdings auch auf, dass du an den Tagen noch müder bist, an denen du vor um acht anfängst zu arbeiten. Dein Arbeitsstart ist also ein möglicher Moderator deiner Müdigkeit.

Was ist Mortalität?

Der Begriff Mortalität bezeichnet die Sterberate, also die Anzahl der Verstorbenen innerhalb eines bestimmten Zeitraums im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung. Die Mortalität kann also beispielsweise für einen Ort, eine Region oder ein Land innerhalb eines festgelegten Zeitraums berechnet werden. Im Glossar des Robert-Koch-Instituts wird die Mortalität auch verallgemeinert als “Inzidenz des Sterbens” bezeichnet.

Was meint narrative Medizin?

Narrative Medizin verknüpft evidenzbasierte Medizin mit einem geisteswissenschaftlichen Ansatz. Dabei geht es darum, den individuellen Menschen, seine Erfahrungen und die Beziehung zwischen Ärzt*innen und Patient*innen in den Fokus zu stellen. Die Methoden haben deshalb einen interdisziplinären Ansatz. Neben Mediziner*innen und Naturwissenschaftler*innen kommen beispielsweise auch Expert*innen aus der Sozialen Arbeit, Kunst oder Literatur zu Wort.

Was ist der National Health Service?

Der National Health Service, kurz NHS, ist der staatlich organisierte und finanzierte Gesundheitsdienst in Großbritannien und Nordirland. England, Schottland, Wales und Nordirland haben jeweils einen eigenen National Health Service.

Was ist die Nationale Armutskonferenz?

Die Nationale Armutskonferenz (nak) ist ein Bündnis von Organisationen, Gewerkschaften, Verbänden und Initiativen in Deutschland, die sich politisch für Armutsbekämpfung engagieren. Sie wurde 1991 als Teil des Europäischen Armutsnetzwerks (EAPN) gegründet. Aktiv in der Nationalen Armutskonferenz sind aktuell:

Darüber hinaus sind immer wieder Gastmitglieder in der Nationalen Armutskonferenz vertreten.

Was ist ein Nettoäquivalenz­einkommen?

Wie viel Einkommen hat ein Mensch zur Verfügung? Um das zu ermitteln, könnte einfach der Durchschnitt aller Nettoeinkommen berechnet werden. Allerdings bedeuten unterschiedliche Lebenssituationen auch unterschiedliche Bedarfe. Eine alleinerziehende Person mit zwei Kindern befindet sich beispielsweise in einer ganz anderen Situation als ein zusammenlebendes Paar.

Im Nettoäquivalenzeinkommen sind diese Unterschiede berücksichtigt. Um es zu berechnen, werden nicht einzelne Personen betrachtet, sondern Haushalte. Menschen, die im Haushalt leben, fließen nach der OECD-Skala gewichtet in die Berechnung ein. Die Person, die das Haupteinkommen bezieht, wird mit Faktor 1 berechnet. In einem Singlehaushalt käme hier also das Pro-Kopf-Einkommen raus. Eine zweite erwachsene Person im Haushalt verursacht nicht die gleichen Kosten. Schließlich können sich beide die Waschmaschine oder den Internetanschluss teilen. Weitere erwachsene Personen werden deshalb nur mit dem Faktor 0,5 eingerechnet. Kinder unter 14 Jahren werden mit einem Faktor von 0,3 gewichtet.

Quellen:

Was ist Neurourbanistik?

Das interdisziplinäre Forschungsgebiet der Neurourbanistik untersucht den Effekt der gebauten und sozialen Umwelt auf die mentale Gesundheit, insbesondere auf das Gehirn. Sie hat das Ziel zu identifizieren welche Bedingungen zu Stress führen und welche Gruppen (z.B. Migrant*innen, alte Menschen, Kinder) besonders vulnerabel gegenüber städtischen Stressoren sind.

In Deutschland wird die Disziplin hauptsächlich vom Interdisziplinären Forum Neurourbanistik e.V. unter der Leitung von Mazda Adli weiterentwickelt. Im Jahr 2019 veröffentlichte der Verein die sogenannte Charta der Neurourbanistik, in der Themen wie Dichte, Mobilität und Teilhabe behandelt werden.

Was sind nicht-übertragbare Krankheiten?

Nicht-übertragbare Krankheiten sind, wie der Name schon sagt, Erkrankungen, die nicht von Mensch zu Mensch übertragen werden. Darunter fallen beispielsweise Krebs, Diabetes oder Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems und der Atemwege. Dem Robert Koch-Institut zufolge stellen sie die weltweit häufigste Todesursache dar. Abgekürzt findest du den Begriff auch unter NCD, kurz für Non-communicable Diseases.

Was ist die Ottawa-Charta?

Die Ottawa-Charta wurde 1986 auf der ersten Internationalen Konferenz zur Gesundheitsförderung der Weltgesundheitsorganisation verabschiedet. Das Ziel: “Gesundheit für alle”. In der Charta sind verschiedene Strategien und Handlungsaufrufe festgeschrieben, um die Gesundheit von Menschen zu fördern.

Die deutschsprachige Fassung der Ottawa-Charta ist lediglich sechs Seiten lang, denn sie bezieht sich nicht auf Detailfragen, sondern fasst Grundsätze zusammen: Weltweit müssen gerechte Voraussetzungen für Gesundheit geschaffen werden, die gesamte Politik muss Gesundheitsförderung im Blick haben und Menschen sollen befähigt werden, selbstbestimmt gesundheitsfördernd zu handeln.

Ursprünglich nur bis zum Jahr 2000 konzipiert, ist die Ottawa-Charta auch heute noch ein Grundsatzdokument der WHO.

Was beschreibt das PAKARA-Modell?

Das PAKARA-Modell beschreibt Umwelteinflüsse, die auf die psychische Gesundheit von Stadtbewohner*innen einwirken. Es wurde an der Technischen Universität München entwickelt. PAKARA steht dabei für Funktionen städtischer Architektur:

  • PA: Präventive Architektur (vorbeugend)
  • KA: Kurative Architektur (heilend)
  • RA: Rehabilitative Architektur (stabilisierend)

Die Stadtarchitektur wirkt dabei auf drei zentrale Bedürfnisse von Städter*innen: Stimulation, Identifikation und Privatheit. Werden diese Bedürfnisse nicht erfüllt, oder aber übererfüllt, kann das negative Folgen für die Gesundheit haben.

In Ausgabe 6 erfahren Sie mehr über das PAKARA-Modell.

Das PAKARA-Modell wurde 2020 im Bundesgesundheitsblatt vorgestellt.

Was ist eine Pandemie?

Der Begriff Pandemie bezeichnet die weltweite Verbreitung einer Infektionskrankheit. Sie ist also weiter verbreitet als die Epidemie, bei der die Reichweite der Krankheit geografisch begrenzt ist.

Was bedeutet es, etwas zu pathologisieren?

Pathologisieren bedeutet, bestimmte Eigenschaften, Verhaltensweisen, Empfindungen, Wahrnehmungen, Äußerungen, Beziehungen oder Gedanken als krankhaft zu deuten.

Wofür steht People of Color?

Als People of Color, kurz PoC, ist eine Selbstbezeichnung nicht-Weißer und nicht-Schwarzer Menschen mit Rassismuserfahrung. Dabei geht es nicht um die Hautfarbe, sondern um das Herausstellen von Machtstrukturen und Rassismus. Für eine umfassendere Definition und weiterführende Links empfehlen wir die Erklärung der Neuen deutschen Medienmacher*innen.

Was ist ein Pflegemix?

Pflegemix bedeutet, dass die Versorgung einer pflegebedürftigen Person nicht nur von einer Stelle (z.B. ihrer Familie oder einer Live-in-Pflegekraft) gestemmt wird, sondern mehrere Akteur*innen daran beteiligt sind. So soll die Pflege sowohl auf die Bedürfnisse der Person als auch auf die Ressourcen, die dafür verfügbar sind, zugeschnitten werden. Praktisch kann das bedeuten, dass die Person an einer Tagesgruppe teilnimmt, von Familienangehörigen versorgt wird und an bestimmten Tagen ein Pflegedienst zu ihr nach Hause kommt.

Was ist eine planetare Diät?

Die Planetare Diät, beziehungsweise Planetary Health Diet, ist ein Ernährungsplan, der sowohl an der Gesundheit des Menschen als auch am Schutz des Planeten orientiert ist. Er wurde 2019 durch die EAT-Lancet-Kommission veröffentlicht. Grundlage ist der Anspruch, wissenschaftlich zu belegen, dass und wie es möglich ist, bis zum Jahr 2050 etwa 10 Milliarden Menschen gut zu ernähren, ohne die Ressourcen der Erde auszubeuten und die Natur zu zerstören.

Bei der Planetaren Diät kommen vielfältige Nahrungsmittel auf den Teller. Auch Fleisch, Fisch und zugesetzter Zucker werden nicht völlig gestrichen. Allerdings sind sie nur in so moderaten Mengen vorgesehen, dass es für den Durchschnitt der Deutschen trotzdem Verzicht bedeuten würde. Der durchschnittliche Fleischverzehr pro Person müsste beispielsweise etwa halbiert werden.

Quellen:

  • https://www.bzfe.de/nachhaltiger-konsum/lagern-kochen-essen-teilen/planetary-health-diet/ [17.06.2021]
  • https://de.statista.com/statistik/daten/studie/36573/umfrage/pro-kopf-verbrauch-von-fleisch-in-deutschland-seit-2000/ [17.06.2021]

Was versteht man unter planetarer Gesundheit?

Planetary Health, planetare Gesundheit, ist ein multidisziplinäres und umfassendes Gesundheitskonzept. Ausgangspunkt ist die Ansicht, dass die menschliche Gesundheit in Zusammenhang mit sämtlichen Systemen des Planeten steht. Dies schließt sowohl Ökosysteme als auch menschengemachte soziale, politische oder wirtschaftliche Systeme ein.

Eine weitere Grundannahme des Planetary Health Konzepts ist, dass ein massiver Transformationsprozess notwendig ist, um die “Gesundheit” all der Systeme herzustellen und aufrecht zu erhalten, die für die optimale Gesundheit und Versorgung aller Menschen auf dem Planeten notwendig ist.

Quellen:

  • https://www.aerzteblatt.de/archiv/201358/Planetary-Health-Ein-umfassendes-Gesundheitskonzept [18.06.2021]
  • Horton, R., Beaglehole, R., Bonita, R., Raeburn, J., McKee, M., Wall, S. (2014): From public to planetary health: a manifesto. In: The Lancet. Vol. 383. S. 847. https://doi.org/10.1016/S0140-6736(14)60409-8

Was ist eine Prohibition?

Eine Prohibition bezeichnet ein Verbot von Drogen, in der Regel mit dem Ziel, die Bevölkerung zu schützen. Die Motivation kann ganz unterschiedlich sein, etwa religiös, politisch, wirtschaftlich oder aus gesundheitlicher Fürsorge.

Was versteht man unter Prävalenz?

Prävalenz ist der Fachbegriff für die Häufigkeit einer bestimmten Krankheit oder eines Krankheitssymptoms. Um Aufschluss über das Risiko und die Relevanz der Krankheit oder des Symptoms zu geben, wird die Prävalenz in Bezug zur Zeit und zur Bevölkerungsgruppe angegeben.

Punktprävalenz bezeichnet die Fallzahl zu einem bestimmten Zeitpunkt, beispielsweise, wie viele Menschen heute erkältet sind.

Periodenprävalenz ist die Fallzahl in einem bestimmten Zeitraum, also zum Beispiel, wie viele Menschen im letzten Monat erkältet gewesen sind.

Lebenszeitprävalenz bezieht sich auf die gesamte Lebenszeit von Menschen und sagt aus, wie viele Menschen mindestens einmal in ihrem Leben (bis zum Zeitpunkt der Befragung) an einer Erkältung gelitten haben.

Die Prävalenz in Bezug zur Bevölkerungsgruppe zu setzen kann beispielsweise bedeuten, nicht die absolute Fallzahl, sondern die Fälle pro 1000 Einwohner*innen eines Ortes zu betrachten. Der Unterschied zur Inzidenz ist, dass Prävalenz bestehende Fälle angibt, während die Inzidenz nur neu auftretende zählt.

Quelle:
https://toolbox.eupati.eu/resources/epidemiologische-konzepte-inzidenz-und-praevalenz/?lang=de [18.05.2021]

Was versteht man unter Prävention?

Prävention umfasst sämtliche Maßnahmen, um Gesundheit zu erhalten und Risikofaktoren abzumildern. Bei der primären Prävention geht es darum, Krankheiten vorzubeugen. Sekundärprävention hat das Ziel, Erkrankungen früh zu erkennen und zu verhindern, dass sie schlimmer, beziehungsweise chronisch werden. Besteht bereits eine Erkrankung, soll Tertiärprävention verhindern, dass sie sich verschlimmert oder es zu Komplikationen kommt.

Eine besondere Form der Prävention ist die Verhältnisprävention. Sie kann auf allen drei Ebenen ansetzen.

Was ist das Problem beim Präventionsdilemma?

Das Präventionsdilemma bezeichnet das Problem, dass viele Maßnahmen für gesundheitliche Prävention die Menschen weniger erreichen, die sie besonders benötigen und aus ihnen einen besonders hohen Nutzen ziehen würden. Diejenigen, dagegen, die ohnehin weniger Risiko- und mehr Schutzfaktoren haben, profitieren zwar von den Maßnahmen. Für die gesamte Bevölkerung ist der Nutzen jedoch nicht so hoch, wie er sein könnte. Das ist insbesondere bei Verhaltensprävention zu beobachten.

Ein Beispiel: In der Corona-Pandemie waren wir alle aufgefordert, zuhause zu bleiben und Kontakte zu meiden. Während das Menschen mit großen Wohnungen und der Möglichkeit für Homeoffice verhältnismäßig leicht fiel, hatten andere durch ihren Beruf oder ihre Wohnverhältnisse kaum Chancen, sich durch Kontaktvermeidung zu schützen. Mehr dazu erfährst du in unserer Corona-Ausgabe.

Ein Ansatz, um dem Präventionsdilemma zu begegnen, ist, stärker auf Verhältnisprävention zu setzen.

Was meint der Begriff Psychiatrie?

Die Psychiatrie ist ein Fachgebiet der Medizin. Wortwörtlich übersetzt bedeutet der Begriff Seelenheilkunde. In Abgrenzung zur Psychologie geht es in der Psychiatrie also um Erkrankungen und Störungen, deren Diagnose, Klassifikation, Behandlung, Prävention und Nachsorge. Anders als Psycholog*innen und Psychotherapeut*innen dürfen Psychiater*innen Medikamente verschreiben.

Was meint der Begriff Psychologie?

Psychologie ist die wissenschaftliche Betrachtung des Erlebens und Verhaltens des Menschen, der mentalen Prozesse dahinter und seines Bewusstseins. Die Psychologie hat zahlreiche Schwerpunkte, von denen die Klinische Psychologie und Psychotherapie nur Teil sind.

Wozu braucht man psychologische Autopsiestudien?

Psychologische Autopsiestudien untersuchen die Umstände und Vorgeschichten von Todesfällen und Verstorbenen. Sie sollen beispielsweise dabei helfen, Suizide aufzuklären.

Das Problem: Die Betroffenen können nachträglich nicht befragt werden. Daten müssen also aus Interviews mit Zugehörigen, Polizeiberichten, Akten von Haus- und Fachärzt*innen und aus Kliniken gewonnen werden.

Wissenschaftler*innen sind sich uneins darüber, wie aussagekräftig Autopsiestudien sind. Einige Forschende (zum Beispiel Cavanagh et al., 2003) schätzen sie, weil sie zahlreiche Daten liefern und damit sehr nah an den Betroffenen sind. Andere (wie Hjelmeland et al., 2012) argumentieren, dass Autopsiestudien vor allem dann, wenn nachträglich psychiatrische Diagnosen gesucht oder aufgestellt werden, keine validen Daten liefern können. Beispielsweise könnten die Zugehörigen von Menschen, die Suizid begangen haben, deren Verhalten im Nachhinein verzerrt betrachten.

Was ist Psychosomatik?

Die Psychosomatik betrachtet aus medizinischer und psychologischer Perspektive den Zusammenhang zwischen physischen und psychischen Leiden und Störungen.

Was ist eine Psychotherapie?

Psychotherapie bezeichnet die Behandlung von psychischen Störungen, also der Störungen des Erlebens und Verhaltens, der Wahrnehmung und der Emotion. Ziel ist, das Leid und die Konflikte der Betroffenen zu lindern oder sogar zu bewältigen. Im Unterschied zu Psychiater*innen dürfen Psychotherapeut*innen keine Medikamente verschreiben.

Was macht “Public Health“?

Public Health, übersetzt “Öffentliche Gesundheit”, befasst sich mit dem Erhalt und der Verbesserung der Gesundheit nicht nur einer einzelnen Person, sondern der gesamten Bevölkerung oder Bevölkerungsgruppen. So umfasst Public Health beispielsweise nicht nur [Prävention], die einen einzelnen Menschen vor Krankheitsrisiken schützt, sondern mit [Risikofaktoren] und entsprechenden [Interventionen], die die gesamte Öffentlichkeit betreffen.

Was ist eine Quarantäne?

Quarantäne ist, ähnlich wie die Isolation, eine Maßnahme zum Schutz vor der Ausbreitung vor Infektionskrankheiten. Die Begriffe sind jedoch nicht gleichzusetzen. Quarantäne bedeutet “die zeitweilige Absonderung symptomfreier Personen, bei denen eine Ansteckung wahrscheinlich ist, da sie in Kontakt mit einer ansteckenden Person(en) waren” (Kleist et al., 2020, S. 3). So sollen Anzeichen einer Infektion genau überwacht und verhindert werden, dass die Personen andere anstecken.

Ist eine Person tatsächlich infiziert, wird sie dagegen von anderen isoliert, um weitere Infektionen zu verhindern.

Quelle:
Kleist, M., Ruehe, B., Oh, D. Y., Nitsche, A., Haas, W., Stoliaroff-Pépin, A., Eckmanns, T., Abu Sin, M., van der Toorn, W., Jenny, M., Mielke, M., Herzog, C., Wieler, L.H.: Abwägung der Dauer von Quarantäne und Isolierung bei COVID-19. Epid Bull 2020;39:3–11. doi: 10.25646/7140 (zuletzt abgerufen: 06.07.2021)

Was meint Recht auf Stadt?

Recht auf Stadt ist vielerorts ein Slogan, der für die Forderung nach bezahlbarem Wohnraum und gesellschaftlicher Teilhabe steht. Politische Initiativen setzen ihn vor allem in Städten Gentrifizierungs- und Verdrängungsprozessen entgegen. Das Konzept, dessen Ursprung Henri Lefebvre 1968 mit dem Buch Le droite à la ville verfasst hat, umfasst mehr als die Kämpfe von Mieter*innen. Lefebvre beschreibt Urbanität als die Möglichkeit der Bürger*innen, zusammenzukommen, einander zu begegnen und aktiv an ihrer Umwelt teilzuhaben. Dafür brauche es nicht zwangsweise eine Großstadt, sondern vielmehr einen Raum, in dem diese gesellschaftlichen Verhältnisse herrschen. Recht auf Stadt bedeutet dabei nicht, sich lediglich an einem Ort aufhalten zu dürfen, “sondern das Recht, am Leben in seinem innersten teilzuhaben”.

Quelle: Mayer, M. (2014): Soziale Bewegungen in Städten – städtische soziale Bewegungen. In: Gestring, N. et al. (Hrsg., 2014): Stadt und soziale Bewegungen. Stadt, Raum und Gesellschaft. Wiesbaden. Springer Fachmedien. doi 10.1007/978-3-658-01398-1_2

Was bedeutet Resilienz?

Resilienz ist ein Schutzfaktor, der die psychische Gesundheit von Menschen betrifft und der die Auswirkungen von Risikofaktoren und belastenden Situationen abfedert. Diese “psychische Widerstandsfähigkeit” (Bengel, Lyssenko, 2016) ist keine statische Persönlichkeitseigenschaft, die jemand hat oder nicht, sondern eine Ressource, die auch in Abhängigkeit von Kontextfaktoren variieren kann.

Quellen:
Bengel, J., Lyssenko, L. (2016): Resilienz und Schutzfaktoren. BZgA, Köln. https://leitbegriffe.bzga.de/systematisches-verzeichnis/allgemeine-grundbegriffe/resilienz-und-schutzfaktoren/ (zuletzt abgerufen am: 07.07.2021)
Thun-Hohenstein, L., Lampert, K. & Altendorfer-Kling, U. (2020): Resilienz – Geschichte, Modelle und Anwendung. Z Psychodrama Soziom 19, 7–20 (2020). https://doi.org/10.1007/s11620-020-00524-6 (zuletzt abgerufen am: 07.07.2021)

Was ist ein Review?

Ein Review oder eine systematische Übersichtsarbeit sammelt Studien zu einem bestimmten medizinischen Thema und analysiert diese im Hinblick auf Qualität und Aussagekraft der Methoden.

Was ist ein Risikofaktor?

Ein Risikofaktor, oder auch Risikomerkmal, erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person erkrankt oder eine Erkrankung besonders stark auftritt. Bei einem Risikofaktor kann es sich um bestimmte Merkmale einer Person (zum Beispiel das Geschlecht, Alter oder eine Vorerkrankung), um Verhaltensweisen (zum Beispiel Rauchen oder ungesunde Ernährung) oder um Kontextfaktoren (wie die Lebensumstände oder Exposition gegenüber einem Umwelteinfluss) handeln.

Das Vorliegen von Risikofaktoren bedeutet allerdings nicht automatisch, dass eine Erkrankung auftritt oder schwer verläuft.

Was ist SARS-CoV-2?

SARS-CoV-2 ist der von der WHO festgelegte Name des Virus, das die Krankheit COVID-19 verursacht. Er steht für “severe acute respiratory syndrome coronavirus 2”. Der Name wurde ausgewählt, weil das Virus genetische Ähnlichkeit mit dem Coronavirus hat, das 2003 zu Ausbrüchen der Infektionskrankheit SARS geführt hat.

Was bedeutet Safer Use?

Unter Safer Use versteht man Möglichkeiten und Strategien, die Risiken beim Konsum von Drogen zu senken. Das kann zum Beispiel bedeuten, sich vor Infektionen zu schützen, indem man eigene, neue und saubere Spritzen verwendet oder ein eigenes, sauberes Ziehröhrchen anstelle eines Geldscheins.

Was ist ein Schutzfaktor?

Schutzfaktoren sind Merkmale, Verhaltensweise und Kontextfaktoren einer Person, die eine schützende und stärkende Wirkung auf deren Gesundheit haben. Ein Schutzfaktor ist dabei mehr als nur die Abwesenheit eines Risikofaktors, sondern vielmehr ein Puffer, der die negativen Auswirkungen eines Risikofaktors abschwächt. In Bezug auf die psychische Gesundheit wird häufig Resilienz als Schutzfaktor genannt.

Was ist der Selektionseffekt?

Der Selektionseffekt bezeichnet in der Sozialmedizin die soziale Selektion kranker Menschen. Das bedeutet, dass erwachsene chronisch kranke Menschen ein erhöhtes Risiko haben, von Armut betroffen zu sein. Empirisch nachgewiesen wurde dieser Effekt beispielsweise in der Dissertation Armutslebensläufe und schlechte Gesundheit an der Universität Marburg.

Was bedeutet Stigmatisierung?

Stigmatisierung bedeutet in Bezug auf psychische Erkrankungen, dass Menschen, die davon betroffen sind, negative Eigenschaften zugeschrieben werden – auch dann, wenn diese Zuschreibung nicht zutrifft. In der Konsequenz werden die Betroffenen als abweichend oder anders bis hin zu völlig inakzeptabel bewertet. Aus Stigmatisierung folgen Ausgrenzung und Diskriminierung. Diese sind an sich belastend und können die Symptome der Erkrankung verschlimmern. Studien zeigen, dass Stigmatisierung häufig verhindert oder verzögert, dass psychisch erkrankte Menschen Behandlung und Unterstützung suchen.

Was ist Stress?

Stress entsteht, wenn ein Organismus hohe Anforderungen bewältigen muss. Diese Anforderungen werden durch äußere Einflüsse, die sogenannten Stressoren, gestellt. Das kann zum Beispiel ein unerwartetes Ereignis im Straßenverkehr sein, oder eine dauerhafte herausfordernde Situation. Die Reaktionen, die der Körper und die Psyche aufbringen müssen, um damit umzugehen, und die Belastung, die dadurch entsteht, werden als Stress bezeichnet.

Was ist eine Syndemie?

Das Konzept der Syndemie wurde ab den 1990er Jahren durch den Medizinanthropologen Merrill Singer geprägt. Laut Merrill müssen drei Kriterien erfüllt sein, um von einer Syndemie sprechen zu können:

  1. Zwei oder mehr Krankheiten oder Gesundheitsprobleme treten innerhalb einer Bevölkerung oder Bevölkerungsgruppe auf.
  2. Innerhalb sozialer oder anderer Kontextfaktoren entstehen Bedingungen, in denen diese Krankheiten sich häufen.
  3. Dieses Zusammenspiel von Erkrankungen und sozialen Determinanten hat negative Auswirkungen auf die Gesundheit der betroffenen Menschen.

Quelle:
Singer, M., Bulled, N., Ostrach, B., & Mendenhall, E. (2017): Syndemics and the biosocial conception of health. The Lancet, 389(10072), 941–950. S. 942. doi:10.1016/s0140-6736(17)30003-x (zuletzt abgerufen am: 06.07.2021)

Was ist ein Thin Privilege?

Thin Privilege, auf Deutsch das Privileg, dünn zu sein, beschert Menschen Vorteile, weil ihre Körper verhältnismäßig klein, beziehungsweise schlank sind. Sie werden nicht aufgrund ihres Körpergewichtes diskriminiert. Beispielsweise nehmen Ärzt*innen bei schlanken Menschen nicht automatisch an, eine Erkrankung läge an ihrem Gewicht. Sie sind keinen Vorurteilen ausgesetzt, die gegenüber dicken Menschen bestehen, und ihr Körpergewicht oder -umfang stellt in der Regel kein Hindernis dar, um an der Gesellschaft teilzuhaben. Das bedeutet im Alltag zum Beispiel, dass schlanke Menschen weniger Probleme haben, Kleidung zu kaufen, die ihnen passt und gefällt, und Möbelstücke an ihre Körpermaße angepasst sind.

Schlanke Menschen können dennoch anderen Formen von Diskriminierung ausgesetzt sein. Besonders dünne Menschen berichten außerdem davon, Beschämungen oder Beleidigungen aufgrund ihrer Körper zu erfahren.

Was bedeutet eigentlich trans?

Trans* Personen sind Menschen, denen bei ihrer Geburt ein Geschlecht zugewiesen wurde, das nicht ihrer Identität entspricht. Das Sternchen steht dabei für ein Spektrum von Identitäten, die nicht in die zweiteilige Geschlechterordnung – cis Mann und cis Frau – passen.

Was meint der Begriff Trialog in der Psychiatrie?

Unter Trialog versteht man in der Psychiatrie das gemeinsame und gleichberechtigte Einbinden von Betroffenen, Angehörigen und Professionellen.

Was das in der Praxis bedeuten kann, erfahren Sie im Interview mit dem Psychiater, Psychotherapeuten und Psychosomatiker Arno Deister.

Was bedeutet Upstream in der Sozialmedizin?

Upstream ist ein Begriff der Sozialmedizin und beschreibt eine Blickrichtung auf die Kausalkette der Entstehung von Krankheit und möglichen Interventionen. Am unteren Ende der Kette von Gründen, warum eine Person krank ist, stehen die bio- und psychologischen Gegebenheiten, die beispielsweise mit Medikamenten, einer Operation oder Psychotherapie behandelt werden. Sie befinden sich in der Blickrichtung flussabwärts: downstream. Am oberen Ende der Kausalkette steht eine gesellschaftliche Ordnung (beispielsweise durch bestimmte Machtverhältnisse oder oder politische Gestaltungen). Sie befindet sich in der Blickrichtung flussaufwärts: upstream. Der Begriff Upstream beschreibt also Interventionen, die tendenziell am oberen Ende der Kausalkette durchgeführt werden, beispielsweise ein gesellschaftlicher Transformationsprozess.

Häufig wird sich zur besseren Vorstellung des Bildes eines Flusses bedient. Die Metapher haben wir ausführlich in der ersten Ausgabe des Upstream-Newsletters erläutert.

Der Begriff Upstream ist namensgebend für den Sozialmedizin-Newsletter Upstream, da die Autor:innen des Newsletters der Meinung sind, dass eine weite Perspektive auf die Themen Gesundheit und Medizin im gesellschaftlichen Diskurs entscheidend, aber noch kaum sichtbar ist.

Was ist eigentlich Validität?

In der Forschung und Diagnostik werden Messungen und Daten herangezogen, um bestimmte Schlüsse zu ziehen. Validität ist dabei ein wichtiges Kriterium, denn sie bezeichnet, ob das erhoben wurde, was erhoben werden sollte, und welche Schlussfolgerungen das Ergebnis erlaubt.

Ein Beispiel: Wir wollen wissen, wie gut sich Studierende morgens in der ersten Vorlesung fühlen. Im besten Fall haben wir dafür ein gutes Messinstrument, zum Beispiel einen erprobten Fragebogen, den die Studis morgens in der ersten Vorlesung ausfüllen. Wenn die Stichprobe ausreichend groß ist, können wir aus den Daten vielleicht sogar Schlüsse ziehen: In welchen Fächern sind Studierende morgens am besten drauf? Gibt es Handlungsbedarf, weil alle sich mies fühlen? Weniger valide Daten würden wir dagegen erhalten, wenn wir morgens in der Caféteria zählen, wie viel Kaffee gekauft wird, weil wir denken, wer erstmal Koffein braucht, fühlt sich bestimmt nicht so gut. Dann wüssten wir nämlich nur, wie viel Kaffee gekauft wird, aber nicht, wer ihn wann trinkt und was das wirklich mit dem Wohlbefinden zu tun hat.

Was ist Verhaltensprävention?

Die Verhaltensprävention zielt auf individuelle Verhaltensweisen ab, um die Gesundheit eines Menschen zu verbessern. Das kann beispielsweise bedeuten, dass eine Person über Risikofaktoren aufgeklärt wird, oder dass sie dazu motiviert wird, diese zu meiden. Für diese Motivation gibt es zwei Möglichkeiten: Gesundheitsförderliches Verhalten kann belohnt werden (Versicherungen erlassen Kosten, wenn man zur Vorsorgeuntersuchung geht oder Sportprogramme nachweist) oder gesundheitsschädliches Verhalten wird bestraft (höhere Preise für ungesundes Essen, Tabak oder Alkohol).

Ein anderer Ansatz der Prävention ist die Verhältnisprävention. Sie setzt nicht individuell, sondern strukturell an.

Verhältnisprävention, was ist das?

Verhältnisprävention soll das Auftreten, Ausbrechen oder Fortschreiten von Erkrankungen verhindern, beziehungsweise Komplikationen und Symptome abmildern und setzt dabei an den Umständen an, in denen eine Person ihr Leben verbringt. Verhältnisse, in denen eine Person beispielsweise wohnt oder arbeitet, sollen also möglichst gesundheitsförderlich gestaltet werden. Das kann praktisch bedeuten, aus einer unsanierten, schimmeligen Wohnung aus- und in eine neue, saubere einzuziehen, oder einen Arbeitsort, der eine ungesunde Körperhaltung hervorruft, umzugestalten. Solche Präventionsmaßnahmen in den Lebensverhältnissen können wiederum Auswirkungen auf das individuelle Gesundheitsverhalten haben, an dem die Verhaltensprävention ansetzt.

Die Poliklinik in Hamburg-Veddel hat ein Video produziert, das anschaulich darstellt, was Verhältnisprävention bedeutet.

Was besagt der Weight Pay Gap?

Ein Teil der strukturellen Gewichtsdiskriminierung finde auf dem Arbeitsmarkt statt, sagt Natalie Rosenke im Interview mit uns. Das belege der “Weight Pay Gap”, der besagt, dass Menschen die vom sogenannten Normalgewicht abweichen, schlechter entlohnt würden. Wir haben nach Belegen für den “Weight Pay Gap” gesucht und sind unter anderem auf folgende Studien gestoßen.

“Body Mass and Income: Gender and Occupational Differences”

In der Studie von Ping Li, Xiaozhou Chen und Qi Yao aus dem Jahr 2021 untersuchten die Autor*innen den Einfluss von Körperformen auf das Einkommen. Dafür griffen sie auf das Chinese General Social Survey (CGSS) für den Zeitraum von 2010 bis 2017 zurück.

Die Studie zeigt unterschiedliche Beobachtungen je nach Gender. Bei Frauen war die finanzielle Bestrafung von Übergewicht signifikant und wurde mit höherer Position verstärkt.

Während Einkommensunterschiede maßgeblich von der Beschäftigungsstruktur abhingen, ließen sich 29 Prozent des Einkommensunterschiedes zwischen übergewichtigen und normalgewichtigen Frauen der Bestrafung wegen Übergewichts zuordnen.

Bei Männern ließen sich 37 Prozent des Einkommensunterschiedes zwischen übergewichtigen und normalgewichtigen Männern durch das “weight premium” erklären. Hingegen könnten 11 Prozent des Einkommensunterschiedes zwischen untergewichtigen und normalgewichtigen Männern durch eine Bestrafung von Dünnheit erklärt werden.

Die Ergebnisse suggerieren, so die Autor*innen, dass der Effekt der Körperform auf das Einkommen auf zwei Bahnen verlaufe: die Körperform beeinflusse das Gesundheitskapital und die Sozialisation und dadurch das Einkommen.

Fat chance! Obesity and the transition from unemployment to employment

In einer 2013 veröffentlichte Studie untersuchten Marco Caliendo und Wang-Sheng Lee den Einfluss der Körperform auf die Jobchancen und das Gehalt von frisch arbeitslosen Personen in Deutschland. Dabei griffen sie auf Daten des IZA Evaluations-Panels zurück und verwendeten den BMI als Indikator für die Körperform.

Auch wenn die Stichprobe nicht repräsentativ für die gesamte deutsche Bevölkerung war, stellten die Autor*innen einen signifikanten Zusammenhang von BMI und Stundenlohn bei adipösen Frauen fest. Bei übergewichtigen Frauen und bei Männern war der Zusammenhang statistisch nicht signifikant.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Evidenz noch inkonsistent scheint. Einige Studien legen allerdings den Schluss nahe, dass sich ein hoher BMI negativ auf das Einkommen auswirkt. Anders als beim “Gender Pay Gap” lassen sich aber beim “Weight Pay Gap” derzeit keine konkrete Zahlen für Deutschland ausweisen. Auch die Ursachen eines “Gender Pay Gap” sind nicht ausreichend erforscht.

>>> Dir sind weitere Studien oder aktuelle Übersichtsarbeiten zum Thema “Weight Pay Gap” (insbesondere in Deutschland) bekannt? Melde dich gerne bei uns per Mail, um diesen Beitrag zu vervollständigen.

Was ist das West-Nil-Virus?

Das West-Nil-Virus ist unter anderem eng verwandt mit dem Gelbfiebervirus, dem Dengue-Virus oder dem Frühsommermeningoenzephalitis-Virus (FSME). Es wird zumeist durch Stechmücken oder Zecken übertragen. Vögel legen zuvor weite Stecken mit dem Virus zurück. Sie sind sogenannte Amplifikationswirte, die das Virus verbreiten.

Infektionen verlaufen in den meisten Fällen symptomlos. Bei etwa einem Viertel der Fälle verläuft die Infektion symptomatisch. In seltenen Fällen, insbesondere bei Vorerkrankungen, kommt es zu schweren Fieberverläufen bis hin zu (gutartigen) Hirnhautentzündungen. In ganz schweren Fällen kommt es zu Hirnhautentzündungen mit bleibenden Schäden.

Bis vor wenigen Jahren wurde das Virus in Deutschland vor allem nach Reisen nachgewiesen. Mittlerweile wird das West-Nil-Virus auch durch Stechmücken übertragen. Das Virus scheint in der Lage zu sein in Deutschland zu überwintern. Mit dem Beginn des Herbstes und dem damit einhergehenden kühleren Wetter, verringert sich jedoch das Infektionsrisiko für den Menschen. Durch den Klimawandel, insbesondere durch überdurchschnittlich warme und lange Sommer, ist allerdings zu erwarten, dass sich die Zeitspanne für Infektionen zukünftig vergrößern wird.

Was bedeutet “White Supremacy“?

White Supremacy, übersetzt “Weiße Vorherrschaft”, bezeichnet in der kritischen Race-Theorie rassistische Annahmen und Strukturen, in denen Weiße anderen Menschen überlegen seien. Diese ideologisch geprägten Annahmen und Strukturen sind Basis der realen ungleichen Verteilung von Macht, Teilhabe und Ressourcen, bei der Weiße Menschen privilegiert sind.

Was besagt eine Ökobilanz?

Die Ökobilanz bewertet die Nachhaltigkeit von Produkten und Produktionsweisen, Dienstleistungen und Verhaltensweisen. Die Bewertung erfolgt nach strengen Vorgaben, um ökologische Standards bei Unternehmen zu gewährleisten. Dabei fließen Faktoren aus dem gesamten Produktzyklus mit ein, beispielsweise Materialverbrauch der Produktion, potenzielle Umweltschäden, der Energieverbrauch beim Transport und die Entsorgung.

Quellen:

  • https://www.umweltbundesamt.de/themen/wirtschaft-konsum/produkte/oekobilanz [18.06.2021]
  • https://www.footprintnetwork.org/resources/glossary/ [18.06.2021]

Was besagt der ökologische Fußabdruck?

Der ökologische Fußabdruck ist ein Indikator für Nachhaltigkeit. Er gibt an, wie viel Land- und Wasserfläche notwendig sind, um den Verbrauch von Ressourcen und den Abbau von Schadstoffen auszugleichen, die eine Person, eine Population oder eine bestimmte Aktivität benötigen. Er wird in Hektar angegeben.

Häufig bezieht sich der ökologische Fußabdruck auf den Konsum einer Population: Welche Fläche braucht es, um das zu produzieren, was sie verbraucht? Und wie viel Fläche, um den dabei entstandenen CO2-Ausstoß aufzunehmen? Auf https://data.footprintnetwork.org/#/ finden Sie aktuelle Daten und Karten des weltweiten ökologischen Fußabdrucks. Ein weiterer Messwert ist der CO2-Fußabdruck.

Quellen:

  • https://www.footprintnetwork.org/resources/glossary/#Ecologicalfootprint [18.06.2021]
  • https://www.myclimate.org/de/informieren/faq/faq-detail/was-ist-ein-oekologischer-fussabdruck/ [18.06.2021]

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