Corona: Worauf uns die Masken den Blick verstellen | Upstream
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Takeaways

Darum geht es in dieser Ausgabe

Hallo!

Erst zurückgehalten, dann geschwärzt und jetzt öffentlich. Im Zuge der Masken-Affäre um den früheren Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) brodelt es weiter nach der Veröffentlichung des ungeschwärzten Untersuchungsberichts. Auch ein möglicher Untersuchungsausschuss zum Handeln der Regierung rückt wieder in Fokus, denn so richtig ist die Pandemie noch nicht aufgearbeitet. Wir blicken diese Woche anders auf die Corona-Pandemie zurück: Wie haben Kinder und Jugendliche die Pandemie überstanden? 

Viel Spaß beim Lesen!
Sören und Maren


Grafik des Monats

Neue Studie: Armen Kindern und Jugendlichen ging es am Ende der Corona-Pandemie schlechter als wohlhabenden

Das Journal of Health Monitoring des Robert Koch Instituts hat im Juni eine Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zum Ende der Corona-Pandemie veröffentlicht. Dabei wurden zufällig ausgewählte Eltern von 3- bis 15-jährigen Kindern und Jugendlichen sowie 16- und 17-jährige Jugendliche zwischen Februar 2022 und Juni 2023 befragt. Entsprechend des Nettoäquivalenzeinkommens wurden sie in drei Gruppen geteilt: armutsgefährdete, mittlere und wohlhabende Familien.

So ging es Kindern und Jugendlichen zum ende der Coronapandemie. Zeitraum 02/2022 bis 06/2023. Drei Abschnitte gliedern die Grafik. 1. Allgemeine Gesundheit. 87,4 % der armutsgefährdeten Familien, 92,8 % der mittleren Familien und 94,6 % der wohlhabenden Eltern gaben an, dass es ihrem Kind zum Zeitraum der Befragung gut oder sehr gut ging. 2. Psychische Gesundheit. 52,7 % der armutsgefährdeten Familien, 65,6 % der mittleren Familien und 74,8 % der wohlhabenden Eltern gaben an, dass es ihrem Kind zum Zeitraum der Befragung psychisch sehr gut oder ausgezeichnet ging. 3. Adipositas. 16,5 % der armutsgefährdeten Familien, 5,0 % der mittleren Familien und 1,9 % der wohlhabenden Eltern gaben an, dass ihr Kind zum Zeitraum der Befragung adipös ist.

Wie ungleich Corona die Gesundheit von Menschen gefährdet hat, dazu gab es bereits Erhebungen. Diese neue Studie zeigt, dass es Kindern aus armutsgefährdeten Familien auch zum Ende der Pandemie schlechter ging, als Kindern und Jugendlichen aus nicht-armutsgefährdeten Familien. Für vergleichbare zukünftige Belastungen, beispielsweise durch die Klimakrise, Kriege oder Rezessionen, erwarten die Autor*innen, dass Kinder aus armutsgefährdeten Familien stärkere gesundheitliche Nachteile haben. Auch darum sei es wichtig, neben der individuellen Gesundheit die Lebensverhältnisse von Kindern und Jugendlichen, die in Armut leben, zu verbessern.

Medientipps

Was du sonst noch wissen solltest

Diese Frau will, dass deutsche Erdbeeren unter menschlichen Bedingungen gepflückt werden

07.06.2025, Patricia Friedek/Spiegel, 8 Minuten

In Deutschland arbeiten jedes Jahr hunderttausende Saisonarbeiter*innen oftmals zu prekären Bedingungen, viele aus Osteuropa. Elena Strato kommt selbst aus Rumänien und berät die Menschen zu ihren Rechten. Im Interview mit Patricia Friedek spricht sie über die prekären Arbeitsbedingungen, unzureichende Bezahlung, widrige Lebensumstände und sexualisierte Gewalt.

Was tun, wenn Ärzt*innen fehlen?

02.07.2025, Melda Özsoy/taz, 4 Minuten

Brandenburg hat bundesweit die geringste Ärzt*innendichte. In einigen Regionen ist sie so gering, dass die Versorgung nicht vollständig abgedeckt ist. Deshalb sind rund 140 speziell geschulte “agneszwei”-Fachkräfte im Einsatz. Sie übernehmen Hausbesuche bei Patient*innen, koordinieren Nachsorge und weitere Hilfen. Das Medizinische Zentrum in Lübbenau zeigt, dass das Modell funktionieren kann – aber auch, was in der Versorgung fehlt.

Ignoriert und mehrfach diskriminiert: Frauen* mit Behinderungen im Gesundheitssystem

11.06.2025, Christine Stöger/Our Bodies, 12 Minuten

Christine Stöger arbeitet in einem Verein, der sich für Frauen mit Behinderungen einsetzt und ist selbst betroffen. Von zähen Recherchen nach Barrieren in Praxen, über die mentale Vorbereitung auf Praxisbesuche wegen “Medical Gaslighting” und fehlenden intersektionalen Perspektiven in der Ärzt*innenschaft berichtet sie für Our Bodies auf welche Hürden sie stößt.

Kostenlose Sonnencreme im Ostsee-Urlaub

01.07.2025, Maria Häfer/Nordkurier, 3 Minuten

Jedes Jahr erkranken in Deutschland hunderttausende Menschen an Hautkrebs. Eine der Ursachen: zu viel UV-Strahlung. Um Urlauber*innen zu schützen sind, hat das Ostsee-Heilbad Graal-Müritz bei Rostock auf fünf Kilometern Strand drei Sonnencreme-Spender aufgestellt. Badegäste können sich dort kostenlos mit UV-Schutz versorgen.

Gesundheitsminister*innen wollen begleitetes Trinken beenden

12.06.2025, tagesschau, 2 Minuten

In Begleitung von Erwachsenen dürfen schon 14-Jährige in Deutschland Bier, Wein oder Sekt trinken. Das soll sich jetzt ändern, fordern die Gesundheitsminister*innen der Länder. Was es mit dem begleiteten Trinken auf sich hat, warum es umstritten ist und wie viel Alkohol Jugendliche aktuell konsumieren, darüber haben wir vor einigen Monaten berichtet.

The Myth of the Poverty Trap. We know how to end extreme poverty. Why haven’t we done it?

13.05.2025, Good on Paper/The Atlantic, 52 Minuten

In der Podcastepisode von Good on Paper spricht Atlantic-Redakteur Jerusalem Demsas mit dem Ökonom Paul Niehaus darüber, wie es dazu kam, dass die extreme Armut in den letzten Jahrzehnten gesunken ist – und was sich daraus lernen lässt.

Selbstzahler-Termine: “eine Drei-Klassengesellschaft”

20.06.2025, Panorama/NDR, 9 Minuten

Gesetzlich versicherte Patient*innen müssen oft lange auf Termine bei Fachärzt*innen warten – es sei denn, sie wählen einen sogenannten Selbstzahler-Termin. Damit kommt man schneller dran, muss den Praxisbesuch aber aus eigener Tasche bezahlen. Mitunter ist die Rechnung höher als bei Privatversicherten. So entstehe eine “Drei-Klassengesellschaft”, meint eine betroffene Patientin. Sie ist laut einer Umfrage der AOK kein Einzelfall: Mehr als jede*r sechste Befragte hat demnach bereits Termine selbst bezahlt.

Weniger Diabetes-Typ-2-Fälle bei Kindern

28.06.2025, Charlina Strelow/taz, 1 Minute

Ausgewogene Ernährung und Bewegung schützen davor, an Diabetes-Typ-2 zu erkranken. Beides fehlte vielen Kindern und Jugendlichen jedoch während der Corona-Pandemie. Die Folge: Die Fallzahlen in Deutschland, Österreich und der Schweiz stiegen deutlich an. Jetzt sind die Neuerkrankungen wieder zurückgegangen – aber immer noch nicht auf dem Niveau vor Corona.

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Quellen

  • Blume M, Mauz E, Tschorn M, Manz K, Schienkiewitz A, Allen J, et al. Armut und Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zum Ende der COVID-19- Pandemie. Ergebnisse der KIDA-Studie. J Health Monit. 2025;10(2):e 13114. doi: 10.25646/13114